Wir sind wirklich dort gewesen.

Das war Thema und Ziel. Lokalaugenschein - ausgehend von der Situation unserer Heimatstadt seit 200 Jahren. Wer Oberndorf oder Laufen besucht – zumeist von der nahegelegenen Festspielstadt Salzburg aus, besucht neben der pittoresken Salzachstadt, dem Entstehungsort des Stille Nacht Liedes, auch eine seit zwei Jahrhunderten geteilte, gerade zu Beginn traumatisch zerrissene Stadt.

1810 wurde das Fürsterzbistum Salzburg dem Königreich Bayern einverleibt. Doch Salzburg blieb nur 6 Jahre bayerisch. Anno 1816 wurde es dem österreichischen Kaiserreich angegliedert – größtenteils zumindest; die ehemals salzburgischen Gebiete westlich von Saalach und Salzach verblieben nämlich bei Bayern. Dieser Landstrich, später "Rupertiwinkel" genannt, ist bis heute bayerisch.

Der Rest des ehemaligen Salzburger Flachgaus wurde österreichisch – und ist es bis heute. Der Rupertiwinkel verlor sein Zentrum, Salzburg verlor einen Teil seines Hinterlandes.

 

Wohl am härtesten traf es Laufen: Die seinerzeit drittgrößte Stadt des Erzbistums Salzburg wurde in der Mitte geteilt – in Laufen und Oberndorf. Es dauerte lange, bis Stück für Stück wieder weitgehend zusammenwuchs, was eigentlich seit jeher zusammengehörte. Um dieser einschneidenden Veränderungen vor 200 Jahren zu gedenken, begehen die Städte Laufen und Oberndorf 2016 ein gemeinsames Erinnerungsjahr - zusammen mit den Gemeinden des bayrischen Rupertiwinkels und des nördlichen Flachgaus

http://erinnerungsjahr.eu/

Wir, die Kunstinitiative KNIE/Kreisverkehr sind seit über zwanzig Jahren als Kunstverein vor Ort aktiv und widmen uns im Gedenkjahr 2016 ganz speziell der geteilten Stadt aber auch den anderen geteilten Städten in Europa.

Das Projekt ist gerade wegen seiner Zukunftsorientierung als Jugend Kunst Projekt angelegt

geteilte städte - an die grenzen gehen

Was hat Oberndorf - Laufen mit Berlin gemeinsam? mit Nikosia? Belfast oder Laufenburg? Mit Görz oder Görlitz? Sehr viel: Alle diese Städte waren und sind oft noch geteilt. Die Johann Michael Rottmayr Akademie Oberndorf/Laufen versuchte die letzten Jahre mit Jugendprojekten (z. Bsp.: Leopold Kohr ) thematische Impulse im an und für sich völlig freien künstlerischen Arbeiten während ihrer Sommersymposien in Oberndorf und Laufen einzubringen – durchaus erfolgreich.

2016 greift man das Thema der geteilten Stadt auf, in der gewachsene soziale Einheiten erschwert erlebbar oder ganz zerrissen wurden. Die Jugendlichen sehen in den ersten brainstormings vor allem die "Grenzen im Kopf" und die Notwendigkeit einer überregionalen Solidarität ausgehend von kulturellen Aktivitäten. Das Jugendkunstprojekt 20!6 möchte an diese Grenzen gehen. An symbolischen Orten werden Interventionen im öffentlichen Raum durchgeführt, fotografisch dokumentiert und die Ergebnisse im Kontext mehrerer Ausstellungen präsentiert.

 

Oberndorf Laufen positioniert sich so durchaus selbstbewusst als zweihundertjähriger Erfahrungshorizont der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Projektträger vor Ort ist die Kunstinitiative Kreisverkehr/Rottmayr Akademie Oberndorf-Laufen , Kooperationspartner der Kulturverein Laufen. Die Bürgermeister der beiden Städte Laufen bzw. Oberndorf unterstützen ausdrücklich den durch diese Initiative angeregten Prozess des Austausches auf europäischer Ebene. Ziel ist dieses Austausches über die Grenzen hinaus ist wechselseitiges Verständnis , Vernetzung und Verständigung.

Die Individualpsychologie geht aus von verschiedenen Lernphasen – heißt die geteilten Städte sind unterschiedlich weit in der Integration der schmerzlichen Trennungserfahrung. Austausch kann Verständnis für die eigene Situation fördern und langfristige Perspektiven eröffnen.

 

Seit 200 Jahren versuchen die getrennten Orte Oberndorf und Laufen einen Friedensprozess nachhaltig zu realisieren, der auch abseits der Metropolen exemplarischen Charakter annehmen kann. Die Kunst ist nachweislich dazu Unterstützerin , weil sie immer vom Gegebenen ausgeht und sowohl den integriativen als auch den überregionalen und interkulturellen Anspruch verfolgt. Zahlreiche Initiativen haben geradezu eine neue – über die Trennung hinweg erwachsene Ebene der Gemeinsamkeiten entfaltet. Die besuchten geteilten Städte zeichneten eben dieses Bild von der Kunst und Kultur als integrativem Impuls. So hat zum Beispiel Laufenburg einen gemeinsamen Kulturausschuss beider Städte

2017 sind Teschen dran und Gmünd und Mitrovice.

 

 

Impressum

Künstler
Aigner Felix, Baldemair Ansuela, Buchner Jakob, Donner Johannes, Erlacher Max, Fehsenmayr Klara, Hartl Günter (Initiator), Herceg Hanna, Hürzeler Thomas, Mathies Luca, Pesendorfer Maria, Sakalli Enes, Schwarzmayr Maria, Stadler Thomas (Initiator), Zauner Barbara

Bildauswahl
Andrew Phelps

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